Seien wir ehrlich: Poker ist ein Wettspiel. Natürlich ist es auch ein Kartenspiel und ebenfalls ein Gesellschaftsspiel. Wenn wir aber zum Kern der Sache kommen, dreht sich alles um das Setzen. Wir möchten den perfekten Betrag setzen, wenn wir beste Karten haben, und aussteigen, wenn die Dinge nicht zu unseren Gunsten stehen.

Gehen wir aber noch einen Schritt weiter und stellen die folgende Frage:

Wie erkennen wir, wann wir setzen sollten?

Was glauben Sie?

Häufig lautet die Antwort, dass wir setzen sollten, wenn wir der Meinung sind, die beste Hand zu haben. Das ist zwar halbwegs richtig, verrät aber nur einen kleinen Teil der ganzen Wahrheit. Um durchgängig bessere Entscheidungen treffen zu können, ist es hilfreich, unsere Gründe für das Setzen besser zu verstehen. Betrachten wir einen der wichtigsten Gründe für das Setzen: das Value-Betting.

Value-Betting

Das Value-Betting ist bei weitem der wichtigste Grund für einen Einsatz. Ein „Value Bet“ liegt dann vor, wenn wir mit einer guten Hand setzen und erwarten, dass wir von schlechten Händen gecallt werden. Viele Pokergewinne werden auf diese Weise erzielt, speziell bei den Spielen mit geringeren Limits.

Nehmen wir an, dass wir am River die folgende Hand haben und zuletzt an der Reihe sind ...

Value-Betting

Sollten wir an dieser Stelle auf den River setzen? Wir haben hier natürlich eine ganze Reihe wichtiger Punkte noch nicht erwähnt, z. B. die Größe des Stacks, die Größe des Pots, die Einsetz-Aktion beim Poker oder die Art unseres Gegenspielers. Diese Informationen sind wirklich wichtig, wenn wir eine Entscheidung zum Value-Betting treffen. Hoffentlich erkennen Sie aber intuitiv, dass wir hier wahrscheinlich setzen sollten. Wir haben ein Top-Set, also ein ziemlich gutes Blatt, und können von vielen schlechten Händen gecallt werden. In den meisten Fällen wäre es ein Fehler, hier nicht zu setzen, weil wir auf einen möglichen Gewinn verzichten würden.

Aber warten Sie einen Moment ... könnte unser Gegenspieler nicht einen Straight haben? Vielleicht setzen wir einen Value Bet auf unser Top-Set und verlieren einen große Anzahl von Chips an einen ziemlich selbstgefälligen Gegenspieler, der den Straight hält. Sollten wir also schieben und auf Nummer Sicher gehen? Was meinen Sie?

Häufig begehen Spieler den Fehler, zu schieben, wenn eine Möglichkeit besteht, dass sie geschlagen werden könnten. Sie sind einfach ängstlich. Sie lassen sich eine höchst profitable Value Bet entgehen, nur weil eine geringe Wahrscheinlichkeit besteht, dass ihr Gegenspieler sie schlagen könnte. Dies liefert uns die folgende Regel für das Value-Betting:

Für einen Value Bet müssen wir in mehr als 50 % der Fälle gewinnen, in denen unserer Gegenspieler mitgeht.

Aus dieser Regel sollten wir zwei wichtige Schlussfolgerungen ziehen können.

  1. Wir müssen nicht immer die beste Hand haben, wenn wir gecallt werden. Auch wenn wir nur in 51 % der Fälle, in denen wir gecallt werden, die beste Hand haben, ist es der Regel entsprechend richtig, einen Value Bet zu bringen.
  2. Wir müssen in Situationen, in denen wir die beste Hand haben, nicht immer setzen. In einer bestimmten Situation sind wir vielleicht der Meinung, dass unser Bottom Pair am River in 60 % der Fälle gut ist. Wenn wir aber setzen, gewinnen wir vielleicht nur in 10% der Fälle, in den wir gecallt werden. Dies sollte überprüft werden. In diesem Fall führt das Value-Betting zu einem Verlustspiel, auch wenn uns unser Gegenspieler in 10 % der Fälle eine schlechte Hand zeigt und wir den Pot gewinnen.

Zeit zum Nachdenken

Der oben beschriebene Vorgang läuft nicht automatisch ab. Sie müssen bewusste und wohlüberlegte Antworten auf die folgenden Fragen finden:

  1. Welche Arten von Händen hält unser Gegenspieler?
  2. Bei welchen Arten von Händen geht unser Gegenspieler mit, wenn wir setzen?

Die erste Frage können wir normalerweise beantworten, indem wir sorgfältig über die verschiedenen Aktionen nachdenken, die unser Gegenspieler während einer Hand durchgeführt hat. Vielleicht stellen wir fest, dass bestimmte Kartenkombinationen auf der Hand sehr unwahrscheinlich sind, weil der Gegenspieler bei vorhergehenden Streets (Flop oder Turn) ausgestiegen wäre oder einen anderen Kurs eingeschlagen hätte. Wir werden nur selten genau feststellen können, welche zwei Karten unser Gegenspieler auf der Hand hat, sollten aber in der Lage sein, die möglichen Kartenkombinationen durch Schlussfolgerungen auf einen bestimmten Bereich einzugrenzen.

Diese Fähigkeit ist für Pokerspieler wichtig und hat großen Einfluss auf den Erfolg unserer Entscheidungen, ob und wie viel wir setzen. Natürlich braucht diese Vorgehensweise viel Übung und wir müssen uns die Zeit lassen, nachzudenken. Wenn wir feststellen, dass wir am Tisch durchgängig schnell die Entscheidung treffen, ob und wie viel wir setzen, ist es durchaus wahrscheinlich, dass wir nicht die besten Entscheidungen treffen.

Poker ist in vielerlei Hinsicht eher mit Schach als mit anderen Vegasspielen zu vergleichen. Es ist ein Spiel voller vielschichtiger Strategien und es sind sorgfältige Überlegungen erforderlich, um die besten Entscheidungen zu treffen. Zögern Sie also nicht, Ihr Zeitkonto auszuschöpfen!

Verstehen des Gegenspielers

Wenn wir feststellen möchten, mit welchen schlechten Händen unsere Gegenspieler mitgehen, wenn wir einen Value Bet bringen, ist es hilfreich, die Gegenspieler zu verstehen. Auch wenn wir nicht an einer Hand beteiligt sind, sollten Sie das Geschehen aufmerksam verfolgen. Diese Informationen helfen uns, zukünftig bessere Entscheidungen zu treffen.

Wir interessieren uns dafür, welcher Art von Spieler wir gegenübersitzen. Spielen sie sehr tight oder sehr loose? Spielen sie aggressiv oder passiv? Je tighter das Spiel unserer Gegenspieler ist, desto schwieriger ist es, erfolgreich einen Value Bet gegen sie anzubringen (obwohl sie vielleicht gute Ziele für einen Bluff darstellen). Sie spielen im Allgemeinen bei stärkeren Händen weiter, sodass es weniger wahrscheinlich ist, dass wir die erforderlichen 50 % der Fälle bei Calls erreichen.

Auf der anderen Seite des Spektrums gibt es Spieler, die wirklich noch nicht einmal wissen, was eine Aussteigen-Schaltfläche ist, geschweige denn, wo sie sich befindet. Gegen diese Spieler können wir normalerweise häufig einen Value Bet bringen, selbst bei etwas schwächeren Karten auf der Hand.

Es ist wichtig, zu verstehen, dass wir um so bessere Entscheidungen treffen, je mehr wir über unsere Gegenspieler wissen. Und der einzige Weg, gute Informationen über unsere Gegenspieler zu erhalten, besteht darin, sie aufmerksam zu beobachten und nach Mustern und Neigungen zu suchen.

Zusammenstellung

Beachten Sie unbedingt, dass wir hier nur an der Oberfläche kratzen. Wir haben uns das Value-Betting als einen der wichtigsten Gründe für das Setzen angeschaut, aber es müssen auch andere Gründe für das Setzen berücksichtigt werden, z. B. das Bluffen und das Setzen zum Schutz. Daneben ist es erforderlich, in einer gegebenen Situation die optimale Höhe des Einsatzes zu bestimmen. Dies ist ein riesiges Themengebiet und selbst erfahrene Profis verbringen viel Zeit damit, diesen besonderen Aspekt ihres Spiels zu untersuchen und zu optimieren.

Poker ist ein umfangreiches Spiel und wir können nicht alles gleichzeitig lernen. Selbst wenn dies möglich wäre, ist es besser, unser Spiel schrittweise zu verbessern, statt unseren Kopf mit vielen widersprüchlichen Informationen vollzustopfen. Wenn Sie also das nächste Mal an den Tischen sitzen, denken Sie sorgfältig darüber nach, welche Art von Händen Ihr Gegenspieler hat, mit welchen Händen er bei einem Einsatz mitgeht, und ob es möglich ist, mit manchen Ihrer guten Hände ein bisschen Extraprofit herauszuschlagen.