Wenn Sie genug Zeit an den Pokertischen verbringen, können Sie wirklich bizarre Dinge erleben. 

Bei so vielen Spielern, die unzählige Stunden lang gegeneinander antreten, liegen die Nerven nicht selten blank. Frust und Ärger sind häufig stetige Begleiter an den Live- und Online-Tischen dieser Welt.

Lasst uns gemeinsam einen Blick auf sieben wirklich bizarre Situationen werfen, die sich am Pokertisch ereignet haben.

1 – Schuhwurf und Entkleidung bei der WSOP

Manchmal bedeutet "All-in" mehr als nur, dass ein Spieler alle seine Chips in die Mitte schiebt. Das war zweifellos bei der World Series of Poker 2019 der Fall, als ein Spieler begann, sich auszuziehen und seine Schuhe nach dem Dealer zu werfen. 

Schuhwurf und Entkleidung bei der WSOP

Berichten zufolge ging der Spieler All-in, ohne sich vorher seine Karten anzusehen. Als der etwas fragwürdige Move für den Spieler in die Hose ging, nahm das bizarre Schauspiel seinen Lauf. Der Spieler zog zunächst vor dem gesamten Teilnehmerfeld seine Shorts aus. Der Fan der Pittsburgh Pirates zog dann seine Shorts wieder hoch, um sich umzudrehen und das Geschehen für einen Moment ohne weiteren Zwischenfall zu verfolgen.

Die Ruhe war jedoch nur von kurzer Dauer. Als Nächstes zog er seine Schuhe und Socken aus und warf einen Turnschuh auf den Tisch. Der stets professionelle Dealer zuckte kaum mit der Wimper und konzentrierte sich auf das Geschehen. Ein Angestellter griff schnell ein, und der nun barfuß gehende Mann ging davon, als ob nichts Seltsames geschehen wäre.

Wie das Card Player Magazine berichtet, setzte sich das bizarre Verhalten später am Tag im Luxor fort. Der Spieler hüpfte auf einen Craps-Tisch und entblößte sich erneut. 

Der Glücksspiel-Exhibitionist wurde daraufhin von der Polizei verhaftet und wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses angezeigt.

2 – Ein schlechter Scherz für zum WSOP-Ausschluss

Erstaunlicherweise entwickelte sich am selben Tag wie das erste bizarre Szenario eine weitere verrückte Situation. Ein Spieler namens Georgii Belianin hatte den ein oder anderen Drink zu viel gehabt. Was er für einen lustigen Scherz hielt, führte dazu, dass er aus dem Main Event ausgeschlossen wurde.

Nachdem er einen kleinen Pot gewonnen hatte, nahm sich Belianin offenbar den gesamten Chipstapel seines Nachbarn. Der "Scherz" kam alles andere als gut an. WSOP-Turnierdirektor Jack Effel schickt den Chip-Banditen an die Rail. Die Spieler am Tisch sagten anschließend, dass Belianin stark nach Alkohol roch. 

Er gab dies auch zu, als er sich auf Twitter für sein Verhalten entschuldigte:

"Ich möchte mich wirklich bei allen Spielern, Mitarbeitern, Herrn Effel und der gesamten Pokercommunity für meine Unprofessionalität und mein Fehlverhalten beim WSOP Main Event entschuldigen", schrieb er. "Ich übernehme die volle Verantwortung für mein Verhalten, ich war betrunken und konnte mich nicht beherrschen.

"Ich war die ganze Nacht auf und spielte und trank bei den Cash-Games im Rio. Als ich merkte, wie spät es war, beschloss ich, mich für das Main Event anzumelden. Ich erinnere mich nicht mehr an viel, aber ich wollte wirklich niemanden betrügen, es war nur ein dummer Scherz, der mir eine Nacht im Gefängnis wegen Hausfriedensbruch einbrachte."

Welche Lektion können Sie aus dem Verhalten von Belianin lernen? Behalten Sie Ihre Hände bei sich und lassen Sie die Chip Stacks der anderen Pokerspieler in Ruhe.

3 - Ein paar Pokerpointen austeilen

Das Aria in Las Vegas hat sich in den letzten zehn Jahren zu einem Hotspot der Pokerwelt entwickelt. Die Spieler sind es gewohnt, sich intensive Duelle am Pokertisch zu liefern. Doch im Januar 2023 beschlossen zwei Spieler, sich stattdessen mit den Fäusten zu prügeln.

Die Schlägerei wurde auf Video festgehalten, als sich beide Spieler auf dem Boden wälzten und versuchten, ein paar Treffer zu landen. Das Sicherheitspersonal griff schnell ein, und die beiden Streithähne wurden zum Ausgang geleitet.

Diese Schlägerei ist nicht die Einzige, die in den letzten Jahren in einem Pokerraum ausgebrochen ist. Mit dem Aufkommen von Handykameras werden viele dieser Schlägereien mittlerweile auf Video festgehalten. Dadurch entsteht womöglich der Eindruck, dass es in den letzten Jahren vermehrt zu handfesten Auseinandersetzungen gekommen ist.

In Bobby's Room im Bellagio sind meist die Spiele mit den höchsten Limits zu finden, und einige der größten Namen des Spiels sitzen dort regelmäßig am Tisch, darunter Doyle Brunson, Patrik Antonius und viele andere.

Der Pokerraum hat sich aufgrund der hohen Einsätze und der großen Namen, die dort ein und ausgehen, einen exklusiven Ruf erarbeitet. Doch auch die hohen Buy-ins schützen nicht vor Auseinandersetzungen, wie ein Beinahe-Kampf aus dem Jahr 2011 zeigte.
 
Beide Spieler warfen sich unzählige Schimpfwörter und Beleidigungen an den Kopf, aber zu einer handfesten Schlägerei kam es glücklicherweise nicht.

4 – Die Bellagio-Banditen

Was sich abseits der Tische eins Pokerraums abspielt, kann manchmal deutlich spannender als die Action am Tisch sein. Das war im November 2017 im Bellagio der Fall, als ein Bandit gegen 15:45 Uhr das Gebäude betrat, sich seinen Weg in den Pokerraum bahnte und die Kasse ausraubte.

Der maskierte Mann benutzte eine Handfeuerwaffe und erbeutete eine unbekannte Summe. Der gesamte Vorfall wurde von den Überwachungskameras festgehalten, und viele Spieler wussten möglicherweise nicht einmal, dass der Raubüberfall stattgefunden hatte.

Zu dieser Zeit war einer der Spieler im Pokerraum der preisgekrönte Schauspieler und passionierte Pokerspieler James Woods.

Er beschrieb den Vorfall auf Twitter.

"Die Mitarbeiter des Bellagio waren fantastisch", schrieb er. "Sie haben das Geld in aller Ruhe übergeben, sodass keine Kunden zu Schaden kamen. Niemand bemerkte überhaupt, dass es passiert war. Ausgezeichnete Mitarbeiter, die auch unter Druck cool bleiben.

Zwei Jahre später, im März 2018, versuchte erneut ein Mann, den Pokerraum auszurauben. Dieses Mal ging die Aktion für den Verbrecher nicht ganz so gut aus. Der Räuber versuchte, ein Auto zu stehlen und zu entkommen. Infolge eines Schusswechsels mit der Polizei erlitt er eine Verletzung und verstarb kurze Zeit später.

"Der zweite Raubüberfall wäre für den Kriminellen vielleicht glatter verlaufen, wenn es zu diesem Zeitpunkt nicht bereits eine starke Polizeipräsenz im Bellagio gegeben hätte", berichtet Card Player. Undersheriff Kevin McMahill sagte ABC News, dass die Beamten bereits vor Ort waren, um ein vermisstes Kind zu suchen, als sie den Diebstahl auf dem Überwachungsvideo sahen.

Das Bellagio ist nicht erst seit dem fiktiven Film Ocean's Eleven ein Ziel von Kriminellen. In dem Buch Storming Las Vegas wird beschrieben, wie ein von der damaligen Sowjetunion ausgebildetes kubanisches Kommando Raubüberfälle auf Casinos in ganz Sin City, darunter auch auf das Bellagio, verübt. 

5 - Silberbarren und große Scheine

Russ Hamilton hat eine bewegte Pokerkarriere hinter sich. Der Sieger des WSOP Main-Events von 1994 war angeblich maßgeblich am Betrugsskandal rund um UltimateBet beteiligt und hat sich seit diesen Ereignissen in den 2000er-Jahren weitgehend aus der Pokerwelt zurückgezogen.

Die WSOP 1994 war der Höhepunkt in Hamiltons Karriere als Live-Pokerspieler. Da die WSOP in diesem Jahr das silberne Jubiläum der Serie feierten, gab es nicht nur 1 Million US-Dollar an Preisgeld, sondern darüber hinaus noch Silberbarren in Höhe des Gewichts des Siegers.

Das brachte Hamilton auf eine Idee. Spieler, die ihn kannten, haben vielleicht bemerkt, dass er am Finaltisch ein wenig anders aussah. 

Mit der Chance, das Turnier zu gewinnen, hatte er noch mal ordentlich an Gewicht zugelegt, um das Maximale aus einem möglichen Gewinn zu ziehen.

"Russ wusste, dass er, sollte er das Glück haben, das Main Event zu gewinnen, den Sieg so gut wie möglich ausnutzen würde, indem er auf dem Weg dorthin so viele Kilo wie möglich zu seiner ohnehin schon kräftigen Statur hinzufügte", heißt es im Buch All In: The (Almost) Entirely True Story of the World Series of Poker. "Während (sein Gegner John) Bonetti möglichst gesund unterwegs war, bestellte Russ ein Steak mit allem Drum und Dran."

Hamilton aß Gerüchten zu folge mindestens vier Süßspeise pro Tag, um an Gewicht zuzulegen. Nachdem er das Turnier gewonnen hatte, wog Hamilton 330 Pfund (ca. 150 kg) und erhielt für seinen Sieg zusätzlich 28.512 US-Dollar in Silber."

6 – Ein Fehler mit schwerwiegenden Folgen

Die meisten Spieler stellen sich auf ein einmaliges Erlebnis ein, wenn sie am WSOP Main Event teilnehmen. Viele träumen davon, es bis an den Finale Table zu schaffen, inklusive eines Fernsehauftritts.

Im Jahr 2013 war das Turnier für den Pokerprofi Joe Serock ein denkwürdiges Erlebnis, allerdings auf ganz andere Weise. Er schaffte es bis in den 2. Tag, doch als die Action wieder aufgenommen wurde, war er im Turnierbereich des Rio nicht mehr aufzufinden. Sein Stuhl blieb leer, während sein Chip Stack kontinuierlich kleiner wurde.

"Die WSOP lief nicht so gut. Ich schaffte es an die letzten beiden Tische des ersten Events, aber nicht an den Final Table", sagte er damals. 

"Dann wurde ich 55. bei einem $1.500-Event und Achter bei einem anderen $5.000-Event. Ich hatte ein ziemlich enttäuschendes Finish, als ich an diesem Tag an den Final Table kam, aber ich habe während der WSOP Geld verdient, also kann ich mich wohl nicht beschweren. Das Main Event fing ganz gut an. Ich hatte einen guten Tisch, beendete den Tag aber nur knapp über meinem Starting Stack."

In dieser Nacht fuhr Serock mit seinem Moped auf der Flamingo Road in Richtung Strip, als plötzlich ein Auto vor ihm auftauchte. Serock reagierte instinktiv.

"Ich hatte keine Lust zu bremsen, also fuhr ich auf die nächste Spur, die eine Baustelle war", sagte er. "Ein paar Sekunden später steuerte ich direkt auf ein großes Loch in der Straße zu.

Serock flog vom Moped und schlug auf dem Bürgersteig auf. Blut bedeckte seine Kleidung, Ellbogen und Knie. Seine Zehen waren aufgeschürft, weil er Sandalen getragen hatte, und er hatte Prellungen an den Oberschenkeln. Aber zum Glück war nichts gebrochen.

Ein Krankenwagen und die Polizei trafen ein, und Serock unterzog sich vor Ort einer Alkoholkontrolle. Er bestand ihn, aber einige unbezahlte Strafzettel brachten ihm eine Nacht im Gefängnis ein.

"Ich saß also einfach nur da und wurde verrückt, weil dies buchstäblich zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt passierte, nämlich vor Tag 2 des Main-Events", sagt er. "Ich dachte nur an die WSOP und an meine Freundin, die sich Sorgen um mich machte. Ich dachte nur daran, wie all diese dummen kleinen Dinge dazu führten, dass ich das größte Turnier des Jahres verpasste, nachdem ich bereits $10.000 bezahlt hatte, und auch diese leicht zu vermeidende Situation, die nun meine Freundin krank vor Sorge machte."

Nach seiner Entlassung schaffte es Serock später am Abend wieder zu spielen, aber sein Stack war auf etwa 11.000 Chips gesunken. Bei der ersten Hand verlor er dann prompt noch mehr. 

Eine äußerst ereignisreiche WSOP für Serock, der mindestens eine Lektion gelernt haben dürfte. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat er über 4,3 Millionen US-Dollar an Live-Preisgeldern eingesammelt und einige beachtliche Platzierungen erreicht.

"Ich bin dankbar, dass ich eine so tolle Freundin und Freunde habe", sagte er. "Diese ganze Situation war die totale Hölle, und wer weiß, wie ich ohne diese Menschen, die mein Leben großartig machen, damit umgegangen wäre."

7 - Sich mit dem zweiten Platz zufriedengeben

Die meisten Spieler würden es lieben, Heads-Up zu spielen und die Chance auf ein hohes Preisgeld und einen Titel zu haben. Das war im Januar 2023 bei einem Turnier mit einem Buy-in von 400 US-Dollar bei den Potomac Winter Poker Open in Michigan nicht der Fall.

Als es zum Heads-Up kam, hatte Jacob Mitich einen 6:1-Chipvorteil gegenüber seinem Gegner William Pinkerton. Pokerspieler wissen, dass es in einer Heads-Up-Situation immer Hoffnung gibt und dass die Varianz dafür sorgen kann, dass es hin und her geht. 

Anscheinend war Pinkerton an all dem nicht interessiert. Er gab das Turnier auf, bevor das Heads-Up-Duell überhaupt begonnen hatte. Der aus New Jersey stammende Spieler fragte nicht mal nach einem ICM-Deal (basierend auf dem Independent Chip Model), sondern kassierte einfach das Preisgeld von 13.582 US-Dollar für den zweiten Platz. 

Mitich schnappte sich den Titel und 22.298 US-Dollar für den ersten Platz, aber die Aufgabe kam für ihn mehr als nur überraschend.

"Ja, das ist mir definitiv noch nie passiert", sagte er gegenüber Pokernews. "Es war extrem seltsam. Als der Typ an dritter Stelle ausschied, schaute der Typ, der noch verblieben war, auf meine Chips und sagte, dass er einfach den zweiten Platz nehmen werde. Ich sagte: 'Was meinst du damit, du wirst nur Zweiter?' und seine Antwort war: 'Du hast viel zu viele Chips. Es gibt keine Möglichkeit, dass ich noch eine Chance habe.'"

Mitich glaubte, dass sein Gegner ein Freizeitspieler war und nur zum Spaß spielte. Doch bei einem Unterschied von fast 9.000 US-Dollar zwischen dem ersten und dem zweiten Platz hätten die meisten Spieler weitergespielt oder sich zumindest auf einen Deal geeinigt. 

Die Wendung der Ereignisse verblüffte auch die Turnierorganisatoren.

"Der Dealer sagte: 'In Ordnung, wir sind hier fertig'," sagte Mitich. "Und der Floorman war ein wenig verwirrt, aber er sagte nur: 'In Ordnung, das war's dann wohl.'"