Zum Pokerspielen braucht es nicht viel – lediglich ein Verständnis der Poker Regeln, ein Kartenspiel und einige Chips, um den Spielerfolg an dem anderer Spieler zu messen. Doch wie lange kann ein Spiel auf einer Stufe stehenbleiben, auf der keine modernen Tricks oder Geräte benötigt werden, während wir im 21. Jahrhundert leben und die technische Entwicklung unvermindert schnell voranschreitet?

Alex Dreyfus vom Global Poker Index glaubt, dass Poker zu einem überholten Spiel der 2000er werden wird, falls keine neuen Ideen und Innovationen erarbeitet werden. Veränderungen scheinen also geboten zu sein, um dieses kultige Kartenspiel zu retten und stärken.

Wir haben uns einige Schlüsselbereiche angesehen, in denen nicht nur das Poker sondern die gesamte branche weiterentwickelt werden kann.

Virtuelles Poker

Virtuelles Poker wird zur Realität

Die strahlenden Lichter von Las Vegas und die stilvolle Atmosphäre von Monte Carlo könnten etwas näher sein, als Sie meinen, wenn in Zukunft die Welt der virtuellen Realität (VR) in der Vegas Einzug hält.

Anstatt in einem kleinen Vegas am Stadtrand von Norwich (nichts für ungut, Norwich) zu sitzen und Poker zu spielen, stellen Sie sich vor, Sie wären an einem High-Roller-Tisch im Bellagio oder im Mirage auf dem berühmten Vegas-Strip. Das macht doch gleich das Pokerspiel wesentlich attraktiver, oder etwa nicht?

Auch wenn Virtual-Reality-Headsets von vielen, die meinen, dies wäre einen Schritt zu weit in eine nicht existente dystopische Welt, mit Zweifel betrachtet werden, so wurde doch die Idee im Bereich Social Gaming bereits willkommen geheißen. Spieler sind in der Lage, sich selber in eine Welt zu transportieren, die von den Sphären der Normalität ganz ganz weit entfernt ist – die Grafik, die man in der fesselnden Edition von Grand Theft Auto V VR bewundern kann, ist exakt dieselbe wie die einer Standardkonsole, wenn nicht sogar besser. Diese dreidimensionalen, vom Computer erzeugten Umgebungen erlauben es Spielern, etwas ganz Außergewöhnliches zu erleben.

Es ist aber nicht nur der Gaming-Bereich, der die virtuelle Realität so bereitwillig annimmt. Sie können die Klänge des Los Angeles Philharmonic Orchestra live aus der Walt Disney Concert Hall hören oder in David Attenboroughs First-Life-VR-Ausstellung im National History Museum in London einige der ersten Bewohner der Erde treffen – einfach indem Sie das Headset aufsetzen. Wir haben bereits das 360 Video Poker laufen, bei dem Sie 360°-Panoramaaufnahmen mit Parallax schießen können – wie gut könnte diese noch umfassendere Technologie in der Welt des Pokers funktionieren?

Oculus VR ist derzeit der Branchenführer für VR-Headsets, welche die Benutzer in eine schöne neue Welt transportieren oder auch nur den Anblick unserer existierenden Welt verstärken. Würde man die virtuelle Realität in die Welt des Pokers einführen, dann könnte dies die Ästhetik und Einrichtung der Vegas von heute sehr verändern. Anstatt der in vielen Spielhallen üblichen dekadenten Inneneinrichtung könnte man buchstäblich einen nackten Raum verwenden und Sie nur mittels VR in eine andere Dimension versetzen. Pokerspieler müssten einfach nur ihr Headset aufsetzen, mehr nicht.

Stellen Sie sich vor, Sie säßen an einem Pokertisch mit fünf Spielern, und jeder sähe eine völlig andere Umgebung. Einer von Ihnen könnte in einem Hinterhaus in der Innenstadt von LA spielen, während ein anderer an einem Tisch im von Monte Carlo säße – alles ist möglich! Sie können dank virtueller Realität sogar einen Trip auf den Mount Everest machen – die Vegas der Welt ein durchaus erreichbares Ziel!

Virtuelle Realität

 

Virtuelle Realität trifft auf Erweiterte Realität

Mithilfe des zuvor erwähnten Oculus VR-Headsets hofft VR, das erste Unternehmen zu sein, welches die Barriere zur Welt des virtuellen Pokers durchbricht. Dieses Team aus ehemaligen halbprofessionellen Pokerspielern aus San Franzisko bemüht sich, eine Einzelspielumgebung für Spieler zu schaffen, die bei einem Spiel Texas Hold'em entspannen und Spaß haben möchten. Sie haben für die Zukunft wesentlich größere Pläne und hoffen, eine VR für ein breites Angebot von Vegasspielen zu entwickeln.

Der Co-CEO Hamza Siddiqui glaubt, dass die Verschiebung hin zu VR-Plattformen dank der entspannten Umgebung einen großen Vorteil für die Branche darstellt, die mehr Spieler als je zuvor anlocken wird. Er berichtete RoadToVR:

„Viele Spieler, die echtes Poker im Vegas spielen, würden sagen, dass sie kein Online-Poker mögen, weil es – ehrlich gesagt – ein völlig anderes Spiel ist. Natürlich wird die Logik von Poker verwendet, aber Online-Poker ist wesentlich analytischer – es ist im Grunde genommen ein Wahrscheinlichkeits- oder Zahlenspiel. Um davon leben zu können, müssen Sie viele Tische gleichzeitig spielen. Dementgegen geht es beim „Real-Life“-Poker wesentlich mehr um soziale Signale, psychologische Signale, die Fähigkeit, das Gegenüber zu deuten und nicht so sehr um die Karten.“

Das MGM Grand in Vegas hat das 3D-Poker bereits erprobt, sieht darin jedoch mehr ein Novum, dass man erleben kann, wenn man das Vegas besucht. Stellen Sie sich jedoch vor, wie viel ein VR erwirtschaften könnte, wenn die gesellschaftliche Vegaszene bereits mehr als $ 4,4 Milliarden schwer ist...

Außerdem lohnt sich ein Blick auf die Idee, die erweiterte Realität könnte ein weiterer futuristischer Weg sein, Poker zu spielen. In der erweiterten Realität wird unser Bild des echten Lebens mit vom Computer verbesserter Grafik verblendet, um die Erfahrung dessen, was der Nutzer sieht, fühlt, hört und riecht, zu steigern. In einfachen Worten: Sie vermischen Ihre Sinne mit einer digitalen Präsenz, um sich zu amüsieren.

Im Vergleich zur virtuellen Realität, die Geräusche und Bilder verwendet, welche die Sinneserfahrung steigern, ist dies deutlich näher an der realen Welt. Wenn Sie die erweiterte Realität für die Zukunft des Pokers in Erwägung ziehen, dann werden Sie sehen, dass sie sehr einflussreich sein könnte.

Anders als die VR-Headsets, die uns praktisch in eine völlig andere und absolut faszinierende Umgebung transportieren können, spielt die Software für erweiterte Realität mit unseren Sinnen, um uns den Eindruck zu vermitteln, wir wären in einem Vegas. Sie müssten das Haus nicht länger verlassen, um Poker zu spielen. Sie würden einfach Ihre Hi-Tech-Brille aufsetzen und online spielen. Es würde sich nicht anfühlen, als ob Sie zu Hause wären, da erweiterte Grafik und Töne über clevere optische Reize und Hintergrundgeräusche das Ambiente und Gefühl eines Pokertisches vermitteln würden.

Aber könnte das Spielen von Poker in virtueller Realität das Ende „handfesten“ bedeuten? Glücksspielunternehmen könnten praktisch die Headsets und die Software an leidenschaftliche Spieler verkaufen – sagen wir als Art Mitgliedschaftsgebühr. Die Spieler könnten dann gemütlich von Zuhause aus Karten gegen andere Spieler spielen.

Mithilfe der virtuellen Realität können Sie die Karten dreidimensional vor sich sehen, die Croupiers werden alle digital verstärkt. Samsung hat die Absicht verkündet, eine Kontaktlinse zu schaffen, welche einen VR-Chip und eine Kamera enthalten soll, so das nicht einmal das Headset notwendig wäre.

Werden Casinos

Werden Vegas Roboter-Dealer einsetzen?

Die Aufgabe der Croupiers im Vegas ist enorm – sie betreuen die Tische, geben die Karten und, wenn Sie Glück haben, auch Ihre Gewinne aus. Aber ist dies ein Job, aus dem Männer oder Frauen infolge fortschreitender Technologie und durch zunehmend futuristische Umgebungen durch eine Maschine verdrängt werden?

Die Antwort lautet: es scheint durchaus eine hohe Wahrscheinlichkeit zu geben.

Paradise Entertainment versucht bereits, den weltweit ersten Dealer-Roboter zu entwickeln – ein „weiblicher“ Croupier mit dem Namen „Min“. Paradise glaubt, dass durch die Einführung von Dealer-Robotern in Vegas, welche Poker- und Blackjack-Karten ausgeben oder den Roulettekessel drehen, die Effizienz eines Vegas steigen und möglicherweise die finanziellen Ausgaben sinken würden. Selbstverständlich müssten zuerst die Anschaffungskosten für „Min“ berücksichtigt werden – der Preis steht noch nicht fest –, aber wenn man menschlichen Angestellten kein Gehalt zahlen muss, könnten die Kosten schnell wieder gedeckt werden.

Nach ihrem Debüt in Macau im letzten Jahr, denkt Paradise Entertainment, dass „Min“ betreibern die Tür zu neuen Zielmärkten öffnen und auf lange Sicht die aktuelle Vegasszene verändern kann. Der in Hong Kong ansässige Hersteller von Spielautomaten hat „Min“ wie einen zugänglichen weiblichen Croupier designt und dabei versucht, sie so realistisch wie möglich aussehen zu lassen.

Bloomberg beschrieb, dass der Roboter über „eine Sanduhrfigur, eine unerschütterliche Ruhe und ein freundliches Gesicht“ verfüge – bilden Sie sich hierüber doch selbst eine Meinung, sobald Sie ein Bild von ihr gesehen haben. Jedoch kann man mit Sicherheit sagen, dass wir „Min“ noch für sehr lange Zeit nicht im Vegas antreffen werden. Die nach wie vor in Entwicklung befindliche Roboterdame kann zur Zeit nicht viel mehr, als Karten geben.

Für die Zukunft hoffen die Ingenieure, deren Aufgabe es ist, den Dealer-Roboter zu bauen, ihre Möglichkeiten noch zu erweitern. Sie möchten, dass „Min“ sprechen lernt – in mehr als einer Sprache –, sodass sie weltweit eingesetzt werden kann. Mit Pokerspielern sprechen ist eine Sache, aber kann ein Roboter wirklich die Gesichter und Stimmen von Menschen behalten? Nun, das ist ein futuristisches Ziel von Paradise Entertainment.

Diese Entwicklung könnte die Vegaszene vollkommen revolutionieren. Das Unternehmen hofft, die Roboter so weit zu entwickeln, dass sie das Gesicht eines Spielers erkennen, auch wenn dieser für einen längeren Zeitraum nicht im war. Stellen Sie sich vor, dass Sie in ein Vegas gehen, am Pokertisch Platz nehmen und der Croupier-Roboter würde Sie sofort erkennen und mit Ihrem Vornamen begrüßen – das wäre wirklich bahnbrechend in der Branche.

Mit dem Ziel, eine möglichst persönliche Spielerfahrung zu bieten, hegt Paradise das Gefühl, ein Roboter sei der beste Weg, eine insgesamt freundlichere Spielatmosphäre zu schaffen.

Die in „Min“ enthaltene Technologie ist auch gar nicht so schlecht. Um zu wissen, wie viele Karten sie gegeben hat, informieren die Scanner in ihren Schuhen „Mins“ internes System darüber, dass jeder Spieler die korrekte Anzahl von Karten hat. Darüber hinaus werden ihr Kameras installiert, die in Kombination mit der Gesichtserkennung eine zusätzliche Überwachung von Vegas erlauben werden, das Personal darüber informieren werden, dass ein Spieler ein wenig misstrauisch wird oder dass er bereits zurvor von den Pokertischen verwiesen wurde. Wer weiß, vielleicht wird auch die Security eines Tages aus Robotern bestehen.

Laut den Statistiken des Paradise Entertainment können Croupier-Roboter einen Satz Karten um 30 % schneller mischen als jeder menschliche Dealer, was eine Steigerung der Produktivität bedeutet. Da die geplanten neuen Dealer nur Maschinen sind, entfällt die soziale Interaktion, wodurch der Vorgang des Kartengebens nur beschleunigt wird. Außerdem ist man der festen Überzeugung, dass eher unerfahrene Spieler lieber an einem Pokertisch spielen würden, an dem ein Roboter die Karten austeilt, da sie weniger eingeschüchtert wären und nicht für dumme Fehler, die sie machen könnten, verurteilt werden.

Allerdings bringen diese futuristischen Entwicklungen, die scheinbar auf das Vegas zukommen, ebenso viele Probleme mit sich, die berücksichtigt werden müssen. Würde zum Beispiel der elektronische Dealer Realität werden, dann stünden viele menschliche Arbeitsplätze auf dem Spiel. In den kommenden Jahren werden Sie wohl mit weiteren Entwicklungen in diesem aufregenden Bereich rechnen können, und dies wird nicht der einzige Roboter sein, den wir im Vegas sehen könnten…

Mensch kontra Maschine

Das ist richtig – die Idee, gegen einen Roboter-Gegner zu spielen, ist nicht so weit hergeholt wie sie zuerst klingt. Wenn Sie der einzige Spieler am Tisch sind, hätten Sie die Möglichkeit, gegen mehrere „Mitspieler“ zu spielen – wenn auch solche, die aus Draht und Metall bestehen.

Tatsächlich hat der erste Wettkampf Mensch gegen Maschine bereits stattgefunden. Im April 2015 wollte ein Team aus Computer-Wissenschaftlern von der Carnegie Mellon University ihr Roboter-Pokergenie Claudico gegen vier professionelle Pokerspieler, Doug Polk, Dong Kim, Bjorn Li und Jason Les, in einem zweiwöchigen Turnier antreten lassen. Sie hatten die Chance, $ 100.000 zu gewinnen. Allerdings gab es da einen Haken. Sie mussten gegen Claudico 20.000 Pokerhände spielen und gewinnen – und der Roboterentwickler Tuomas Sandholm hatte dafür gesorgt, dass sich seine Schöpfung über 80.000 Hände behaupten konnte.

In einem Kampf „Brains vs AI“ (Gehirne gegen Künstliche Intelligenz) würde Claudico einer schwierigen Gegnerschaft gegenüberstehen – allen voran Doug Polk. Von einem Online-Spezialisten, der über $ 3,6 Millionen gewonnen hat, würden Sie doch denken, er hätte keine Probleme, gegen eine Maschine anzutreten, stimmt's? Vor dem Spiel äußerte er sich über seine möglichen Taktiken:

„Ich werde meine Strategie häufiger wechseln als im Spiel gegen menschliche Spieler. Ich denke, ich werde weniger aus der Hand lesen, sozusagen, und es wird weniger Psycho-Spielchen geben. In gewisser Hinsicht denke ich, es wird nett sein, mich auf ein reineres Spiel zu konzentrieren und nicht darüber nachzudenken zu müssen, ob er denkt, dass ich denke, usw. Daher freue ich mich auf das Spiel.“

Bei einer fifty-fifty Gewinnchance seitens seines Schöpfers waren Claudicos Ergebnisse ziemlich interessant. Der Roboter wurde von drei Pokerstars deutlich geschlagen, konnte aber einen der Spieler kippen. Jason Les beendete das Spiel mit einem Verlust von 80.000 Chips.

Nach dem Match äußerte Polk jedoch, dass sein Robotergegner zuweilen einige gute Hände gespielt hatte und taktisch sehr schlau war, er letztlich jedoch auch mehrere entsetzliche Hände spielte und nicht wenige unangemessen hohe Einsätze platziert hatte – etwas, das ernsthaft ausgemerzt werden müsste, wenn diese Maschinen im Vegas eingesetzt werden würden.

Fazit: Roboter-Gamer sind eine tatsächliche Option für die Pokerbranche. Sie geben den Pokerspielern die Möglichkeit, sich auf ihr eigenes Spiel zu konzentrieren, ohne unter dem Druck zu stehen, andere Menschen deuten zu müssen, oder dass andere Leute ihre Tells deuten. Wenn Sie ihnen einige Zeit zur Entwicklung lassen, könnte es sein, dass Sie beim nächsten Mal am Pokertisch von Robotern umgeben sind anstatt von Menschen.

Die Zukunft des Poker ist ganz gewiss rosig. Die stetige technologische Weiter- und Neuentwicklung wird den Markt füllen und dem weltweit beliebtesten Kartenspiel eine völlig neue Dimension geben, wie auch der gesamten Vegas-Branche.

Wo diese Entwicklungen ein Ende finden könnten, das ist eine völlig andere Frage