Der Begriff "Short-Handed-Poker" bezieht sich auf jeden Pokertisch, an dem sechs oder weniger Spielern sitzen. Wenn Sie sonst nur Full-Ring-Poker spielen, ist es wichtig, die entsprechenden Anpassungen vorzunehmen, damit die Winrate positiv bleibt. 

Je nach Pokervariante kann es Zeit und einiges an Studium abseits der Tische erfordern, um ein Winning Player zu werden. Viele Spieler gehen oft davon aus, dass etwas nicht stimmt, wenn sie nicht sofort Gewinne erzielen. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.

Hier sind unsere besten Tipps für Short-Handed-Poker, um die Winrate zu steigern:

1. Die Anforderungen an die Starthand anpassen

Je weniger Spieler am Tisch sitzen, desto größer kann die Range an Starthänden sein, die Sie vor dem Flop spielen sollten. Natürlich ist ein TAG-Spielstil immer noch der einfachste Weg, um in den meisten Spielen Geld zu verdienen - aber es ist wichtig, dass Ihr Spielstil an die Anzahl der Spieler am Tisch angepasst wird.

Ein tighter Full-Ring-Spieler spielt zum Beispiel etwa 15 % seiner Starthände, während ein tighter Short-Handed 6-Max-Spieler oft über 20 % seiner Starthände spielt. Beim HU-Poker (Heads-Up), das ebenfalls als eine Art von Short-Handed-Poker gilt, spielen tighte Spieler weit über 50 % ihrer Starthände.

2. Erkennen Sie gute Bluff-Situationen

Da Sie im Allgemeinen eine größere Range haben, ist es weniger praktikabel, eine Strategie zu spielen, die nur auf dem Extrahieren von Value mit Made Hands basiert. Sie müssen gute Bluff-Spots erkennen, sonst werden Sie von den anderen Spielern überrannt. In der Regel ziehen Short-Handed-Varianten (wie 6-max und HU) stärkere Gegner an als FR-Tische.

Ein Beispiel für das Finden von hervorragenden Bluff-Spots: Jedes Mal, wenn Ihr Gegner eine Cbet-Gelegenheit auslässt (sei es auf dem Flop, Turn oder River), haben Sie oft die Chance, einen profitablen Bluff zu machen.

Wenn Sie diese Gelegenheiten wahrnehmen, erhöht sich Ihre Winrate erheblich und Sie werden auf lange Sicht ein viel stärkerer Short-Handed-Spieler werden.

3. Bankroll-Management ist das A und O

Einfach ausgedrückt: Short-Handed-Poker hat eine höhere Varianz als Full-Ring-Poker. Sie sollten damit rechnen, dass die Chips häufiger und mit weniger Equity in die Mitte wandern. Sie müssen sicherstellen, dass Sie eine Bankroll haben, die diesen Swings standhält.

Unabhängig davon, welche Strategie in Bezug auf das Bankroll-Management Sie bei Full-Ring-Spielen anwenden, sollten Sie Ihren Ansatz beim Wechsel zu Tischen mit weniger Spielern neu überdenken. Dieses Szenario gilt auch für 6-Max-Spieler, die sich im Heads-Up-Poker ausprobieren wollen.

Sie sollten nicht nur entscheiden, wie viele Buy-ins Sie brauchen, um es mit dem nächsthöheren Limit zu versuchen, sondern Sie sollten ebenfalls überlegen, wann Sie von Ihrem aktuellen Limit heruntergehen sollten, wenn Sie über einen längeren Zeitraum keine konstanten Gewinne einfahren können.

Eine Gruppe von Leuten, die an einem Tisch Poker spielen

4. Die mentale Komponente berücksichtigen

Größere Swings können sich negativ auf das eigene Selbstbewusstsein auswirken. Ein solider FR-Spieler kann zu einem nervösen Spieler werden, wenn er zum ersten Mal 6-Max- oder HU-Spiele (Heads-up) ausprobiert.

Sie müssen sicherstellen, dass Sie der Herausforderung gewachsen sind, indem Sie gezielt an der mentalen Komponente arbeiten. Es gibt Bücher, Artikel und Trainingsvideos, die Pokerspielern helfen, Tilt zu vermeiden und so oft wie möglich ihr A-Game an den Pokertisch zu bringen.

Es ist kein Geheimnis, dass die mentale Einstellung über Erfolg oder Misserfolg eines Spielers entscheiden kann. Sie könnten der talentierteste Pokerspieler der Welt sein, aber wenn Sie zu Tilt neigen, werden Sie nicht den Erfolg haben, den Sie haben könnten.

Je kleiner die Anzahl der Spieler am Tisch ist, desto wichtiger wird die mentale Stärke, um Erfolg zu haben. Sie sollten dies nicht unterschätzen, wenn Sie an Tische mit weniger Spielern wechseln.

5. Legen Sie eine angemessene Anzahl von Tischen fest

Dieser Tipp ist für diejenigen gedacht, die gerne an mehr als einem Tisch spielen. Nur weil Sie in der Lage sind, sechs FR-Tische zu spielen, heißt das nicht, dass Sie auch bequem sechs HU-Tische oder sogar sechs 6-Max-Tische spielen können.

Denken Sie daran, dass Sie an jedem Tisch einen höheren Prozentsatz an Händen spielen, wenn es weniger Gegner gibt. Bei sechs FR-Tischen werden Sie also in der Regel nur ein oder zwei Hände gleichzeitig spielen. Bei sechs HU-Tischen spielen Sie immer sechs Hände auf einmal. Das ist ein Riesenunterschied.

Außerdem sollten Sie jedes Mal, wenn Sie eine neue Pokervariante ausprobieren, die Anzahl der Tische, an denen Sie spielen, reduzieren, bis Sie sich an das ungewohnte Szenario gewöhnt haben.

6. Analysieren Sie Ihre Gegner sorgfältig

Ein "Profil" eines Gegners beim Poker zu erstellen, bedeutet sich seine Tendenzen genau zu merken und zu einer allgemeinen Schlussfolgerung bezüglich des Spielertyps zu gelangen.

  • Ist er ein Profi oder ein Freizeitspieler?
  • In welchen Situationen callt er zu häufig?
  • In welchen Situationen foldet er zu häufig?

Der Grund, warum dies bei Short-Handed-Spielen besonders wichtig ist, liegt darin, dass Sie mehr Hände gegen dieselben Gegner spielen müssen. Das Extrembeispiel sind HU-Spiele, bei denen Sie jede einzelne Hand über einen längeren Zeitraum gegen denselben Gegner spielen. Ein gutes Verständnis der Leaks Ihrer Gegner wird in einem solchen Szenario enorm profitabel sein.

Während eine solche Praktik auch in FR-Spieler unerlässlich ist, spielen Sie vielleicht nicht viele Pots gegen einige der Gegner an Ihrem Tisch. Eine gründliche Analyse Ihrer Gegner auf der anderen Seite des Tisches ist also nicht so hilfreich, wenn Sie so gut wie nie einen Pot gegen diese spielen.

7. Planen Sie Ihre Sessions gründlich

Dieser Punkt bezieht sich auf jede strukturierte Herangehensweise, um an den Pokertischen Erfolg zu haben. Dabei ist es egal, ob Sie 6-Max- oder Full-Ring-Poker spielen. Ein großer Fehler vieler Spieler besteht darin, dass sie nach Lust und Laune Geld einsetzen. Für Amateure ist diese Situation in Ordnung, aber ernsthafte Profis brauchen einen klar definierten Ansatz, sonst wird ihr Volumen darunter leiden.

Es empfiehlt sich, eine Excel-Tabelle oder einen Online-Kalender zu verwenden, um sorgfältig zu planen, wann und wie viele Tische Sie spielen werden. Sobald Sie sich einen solchen Zeitplan erarbeitet haben, sollten Sie sich an diesen halten. Wenn Sie dieser Zeitplan zu sehr einschränkt, können Sie natürlich Änderungen vornehmen, aber das Ziel ist es, einen Zeitplan zu finden, der Ihr Volumen (Anzahl der gespielten Hände) maximiert und gleichzeitig ein „Poker-Burnout“ vermeidet.

Sobald Sie es sich zur Gewohnheit gemacht haben, an bestimmten Tagen ein bestimmtes Volumen zu spielen, werden Sie in der Regel feststellen, dass Sie durchweg mehr Hände spielen als zuvor. Sie vermeiden dadurch ebenfalls die Falle, zusätzliches Volumen zu spielen, um Verlusten nachzujagen, wenn Sie nicht den gewünschten Fortschritt erzielen. Das Nachjagen von Verlusten ist Gift für die mentale Komponente beim Poker, kann zu einem ausgebrannten Gefühl führen und veranlasst Sie, zusätzliche Tische zu spielen, wenn Sie nicht Ihr Bestes geben. 

8. Lern-Sessions abseits der Tische

Jedes Mal, wenn Sie zu einer anderen Variante oder einem anderen Szenario wechseln, ist es wichtig, sich abseits der Pokertische mit den Feinheiten auseinanderzusetzen, um zu verstehen, welche Anpassungen an Ihrer bestehenden Strategie vorgenommen werden müssen.

Sie sollten in Betracht ziehen, eine oder alle der folgenden Möglichkeiten zu nutzen –

  • Pokerprogramme (z.B. Equity-Rechner) in Verbindung mit HH-Reviews (der Analyse der eigenen Handverläufe).
  • Datenbank-Analyse (unter Verwendung von Poker-Tracking-Software).
  • Pokerbücher.
  • Trainingsvideos.
  • Poker-Foren.
  • Skype-Gruppen oder Discord-Channels.

Die besten Spieler nutzen in der Regel mindestens 20 % ihrer Zeit, um sich mit dem Studium des Spiels auseinanderzusetzen. Die restlichen 80 % werden in die Praxis an den Tischen investiert. Wenn Sie eine neue Variante zum ersten Mal ausprobieren, sollte das Verhältnis zwischen Lernen und Spielen oft eher bei 50:50 liegen.

Natürlich wollen Sie nicht den Fehler begehen, Ihre gesamte Zeit mit Lernen zu verbringen und nicht ausreichend an den Tischen zu spielen (was häufiger vorkommt, als man denkt).

Ohne das nötige Volumen verdienen Sie kein Geld.

9. Geben Sie nicht auf!

Ja, es ist kitschig, aber das ist der wirkliche Grund, warum die meisten Pokerspieler mit Short-Handed-Poker aufhören. Nicht, weil sie ihre Bankroll verloren haben, sondern weil sie die Lernkurve nicht bewältigen konnten.

Sie haben anfängliche Verluste (und Probleme mit der mentalen Komponente des Spiels) erlitten und denken, es sei einfacher, aufzuhören, als sich damit auseinanderzusetzen. 

Es kann Monate oder sogar Jahre dauern, bis Sie das von Ihnen anvisierte Niveau erreichen. Wenn Sie jedoch dranbleiben, ist Erfolg nahezu garantiert!

Um Ihnen abschließend noch einen passenden Kalenderspruch mit auf den Weg zu geben: Ein Mann ist nicht fertig, wenn er besiegt wird. Er ist fertig, wenn er aufgibt.

Chad Holloway ist der Gewinner des WSOP Bracelet 2013 und war zuvor als Redaktionsleiter und Live-Reporter für PokerNews tätig.